Narrenkleider der Sulzer Narrenzunft

Polizeischantle

Der Polizeischantle ist typisch für die Fasnet am Oberen Neckar. In Sulz führt er bei jedem Narrensprung den Zug an, wie ehemals der städtische Schutzmann Ruof vor jedem Leichenzug mit langem Säbel und weißen Handschuhen den Weg frei machte.

Narrenrat

Das Häs der Narrenräte ist der Kleidung des Räuberhauptmannes Hannikel nachempfunden, der mit seiner Bande in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts den gesamten südwestdeutschen Raum und die Schweiz in Angst und Schrecken versetzte. Er konnte schließlich in Graubünden dingfest gemacht und vom hiesigen Oberamtmann Schäffer nach Sulz überführt werden. Nachdem der Bande der Prozess gemacht worden war, wurden Hannikel und seine Kumpanen am 17. Juli 1787 vor 12.000 Zuschauern auf dem Sulzer Galgenbuckel, bei den heute noch stehenden Hannikel-Linden, hingerichtet.

Optimist und Pessimist

Dieses Zwillingspaar in den Sulzer Stadtfarben gelb und rot ist nach dem Kriegsende durch einen Sulzer Maskenschnitzer entstanden. Unterschiedlich ist nur der Gesichtsausdruck der Masken. Der Optimist versinnbildlicht mit einem Lächeln die Freude über den Beginn, der Pessimist mit tränendem Auge das Ende der Fasnet. Auch über eine tiefere Bedeutung der beiden "Gesichter" wurde schon viel gemunkelt...
Durch ihre Einzigartigkeit haben sich diese beiden Kleider zwischenzeitlich zu den Leitfiguren der Sulzer Fasnet entwickelt.

Der Breagler

Der Breagler ersetzt in Sulz die Narrenzeitung und glossiert durch Aufsagen das Stadtgeschehen. Er ist kein bösartiger "Bruttler", sondern soll gutmütig über alles "na breagla". Die Farben, die dezent gehalten sind, tragen Motive vom Marktplatzbrunnen, vom Stolleneingang des ehemaligen Salzbergwerks und auf dem Rücken das Stadtwappen in wertvoller Stickerei, sowie den Innenhof der Burgruine Albeck. Auf dem Kopf trägt er ein Käppi wie es früher in Sulz getragen wurde.

Der Salzsieder

Dieses Narrenkleid ist zusammen mit dem Breagler das Jüngste der Sulzer Fasnet. Beide wurden 1980 geboren. Diese Figur, wohl einmalig in der schwäbisch-alemannischen Fasnet, ist ein Attribut an die frühere Salzgewinnung in Sulz. Es wird durch Feuer, Wasser, Salzkristalle und kleine Salzsäckchen an diese Tradition erinnert. Die Orientalin auf der Vorderseite soll aufzeigen, dass das Sulzer Salz, im Mittelalter mit Gold aufgewogen, bis in den Orient gelangte.

Der Narro

Dieser Weißnarrentyp, der in der schwäbisch-alemannischen Fasnet weit verbreitet ist, stellt die älteste Figur der Sulzer Fasnet dar. Mit diesem Kleid begann die traditionelle Sulzer Fasnet zu entstehen. Der Entwurf des Sulzer Narros stammt von einem hiesigen Maler. Die beiden Stadtfarben gelb und rot beherrschen das Kleid; auf der Vorderseite befinden sich Flößer und Bergwerksfiguren als Zeichen alter Sulzer Berufsstände. Heute stellt der Narro die zahlenmäßig größte Gruppe der Sulzer Fasnet dar.

Sulzer Hexen

Die Hexengruppe besteht schon seit der Zunftgründung 1937. Der Ursprung der Hexen als Figuren der schwäbisch-alemannischen Fasnet ist in den Hexenprozessen und -verbrennungen zu sehen, die bis Ende des 16. Jahrhunderts auch in Sulz stattfanden. Bis heute erinnert eine Flurstücksbezeichnung mit dem Namen "Hexentanz" an die Richtstätte dieser schlimmen Zeit. Die Sulzer Hexe besticht in ihrer Schlichtheit mit schwarzem Kleid, rotem Kopftuch, Schürze und Strümpfen. In diesem Narrenkleid befinden sich ausschließlich Männer. Da die Sulzer Hexen sich durch die Qualität der Darbietungen und nicht durch Quantität einen Namen gemacht haben, wurde der Zugang zu dieser Gruppe 1980 zahlenmäßig beschränkt.